Hammer oder Spritze?

Der alltägliche Wahnsinn

Failsafe

Wir sind alle nur Menschen. Und Menschen machen Fehler.

Der Trick besteht nun darin, diese Fehler zu vermeiden.

In meiner „Karriere“ als Notarzt ist es mir nur ein paar Mal passiert, daß ich ein falsches Medikament in die Hand gedrückt bekommen habe.

Aber es passiert.

Natürlich könnte man sich nun darauf ausruhen und sagen „der da hat das falsche Kraut aufgezogen“.

Ist aber Blödsinn. Das ist die „Schuldfrage“.

Klar, die mag vor Gericht vielleicht mal relevant sein. Aber in der Praxis ist sie das nicht.

Die Praxis muß sich darum kümmern, wie man das Problem reduziert, wenn nicht sogar ganz ausschliesst. Wer Schuld ist, ist Lutscher. Am Ende sowieso der Notarzt…

Also, Jungs und Mädels, Rettungsdienstler und Notärzte: Zeigt die Ampulle vor! Schaut sie euch an!

Nicht, weil der eine dem anderen nicht vertraut. Sondern weil Fehler passieren.

Und den Fehler mit der falschen Ampulle kann man minimieren, wenn man die Pulle noch mal hochhält und sie sich auch noch mal anschaut!

Klopf auf Holz! Bis jetzt wars immer nicht so wild.

Gut, eine Pulle Morphin statt MCP (war einfach falsche Reihenfolge) mal eben reinjagen macht den Patienten blümerant, aber schadet ihm erst mal nicht (hätte er sowieso bekommen).

Eine Pulle Novalgin schnell i.v. ist nicht der Brüller… Aber bringt ihn nicht um.

Eine Pulle Cordarex (Amiodaron) statt Beloc vielleicht schon.

Von Katecholaminen wollen wir mal gar nicht reden.

 

Und das wars noch nicht: Ich stecke auch gerne Spritzen in Jackentaschen. Bis jetzt habe ich die immer hinterher entsorgt… aber laß da mal drei unterschiedliche Medikamente in der Tasche rumoxidieren: Mal ab von irgendwelchen Haltbarkeiten: wenn man sich die falsche Spritze aus der Jackentasche puhlt und den Patienten gibt, kann das ganz schön scheisse sein.

„Normalerweise“ ist beispielsweise Succinylcholin in 100 mg Ampullen. Aber es gibt auch 500 mg Trockensubstanzen. Da bleibt was über… und landet vielleicht in einer Tasche.

Wenn man nun statt – sagen wir mal – Ketanest mal eben 400 mg Succi spritzt (weil der Rest noch in der Tasche rumlag), dann freut das den Patienten eher nicht.

Und die Berufshaftpflicht auch nicht. Oder doch: Weil da braucht sie gar nix machen. Der Arzt ist aber möglicherweise seine Approbation los….

(Ist nicht mir passiert und war der Geschichte nach auch anders: Ketanest statt irgendwas anderem… was auch nicht so schlimm war, denn Ketanest hilft auch gegen Asthma….)

 

Aber das muß alles nicht sein. Durch so simple Kisten wie „Ampulle zeigen und angucken“ und „keine halben Spritzen in Taschen stecken“.

 

 

14. April 2016 Posted by | Daily Buisness, Notarzt, Notfall | , , , , | 1 Kommentar

Der Bauch

Nein, nicht der chirurgische Bauch. Anderswo auch „akutes Abdomen“ genannt.

Der Bauch des Personals. Mein Bauch. Der Bauch der Pflegekraft, die seit dreissig Jahren im Job ist.

Nein, auch kein Hunger.

Das „Bauchgefühl“. Dieser Moment, wenn du merkst „da stimmt was nicht“, auch wenn du den Finger nicht drauflegen kannst, wenn du nicht weißt, was da nicht stimmt.

Ich war ja schon lange nicht mehr hier und habe schon lange nichts mehr geschrieben. Ich kann auch nicht großartig versprechen, daß es jetzt anders werden würde!

Aber Nuja. Auf einem anderen Blog ist mir gerade ein Post aufgefallen.

Da gehts genau darum.

Narkosearzt unterwegs„. Klingt ja erstmal irgendwie auch nach mir, obwohl ich eigentlich „nur“ noch Notfallmedizin mache.

Und da eben jener Satz: „Mein Bauch sagt mir, dass hier irgendwas im Busch ist.

Oh ja! Das Bauchgefühl kennen wir alle!

Wir wissen manchmal nicht, was oder warum. Aber irgendwas schmeckt da nicht.

Als würde das Unterbewusstsein sich melden und den Finger recken, aber wie das so ist mit dem Unterbewusstsein: So wirklich verständlich ist es nicht.

Ich möchte das noch erweitern. Ich meine sogar, daß irgendwo hier im Blog schon mal gemacht zu haben.

Wenn dir eine Schwester oder ein Pfleger oder ein Rettungsassistent sagt, daß ihm/ihr da was nicht schmeckt, daß das „Bauchgefühl“ sich meldet, dann sollte man darauf hören.

Auch und vor allem dann, wenn es Leute sind, die schon eine halbe Ewigkeit im Job sind.

Oh, oft genug wars dann nix. Aber immer mal wieder ist es dann doch was. So wie in diesem anderen Blog. Und bei mir: War fast eins-zu-eins dasselbe. Nix gescheites wars nix, wirklich greifbar wars auch nicht, aber das „Magengrummeln“ war da.

Ich arbeite ja nun eher selten mit anderen Notärzten zusammen. Das ist einfach der Job. Nur selten arbeitet man wirklich an einem Patienten. Oder hat großartige Berührungspunkte. Fachlicher Natur, mal ab von dem ein oder anderen Stammtisch.

Aber man hört Stories. Horrorstories teilweise. Notärzte, die im Leben nicht auf die Idee kämen, daß Rettungsassistenten, -Sanitäter oder Notfallsanitäter ja auch nicht ganz blöd sind und auch mal gute Ideen haben. Und eben auch einen „Bauch“ haben. Auf den man hören sollte.

Mir erst vor Kurzem zugetragen worden: „Studier erstmal Medizin, bevor du da was sagst…“

Bullshit! Ja klar. Idioten hats auch im Rettungsdienst, keine Frage. Kann ich ein Lied von singen. Naja, kein langes. Nur ein kurzes. Ein Haiku vielleicht. Oder ein Limerick.

Aber normalerweise sind die weit überwiegende Mehrheit der Rettungsdienstler nicht doof.

Ich persönlich habe mir angewöhnt, laut zu denken im Notfalleinsatz. Also meine Gedankengänge offen zu legen.

Auch da muß man aufpassen: Es gibt Rettungsdienstler, die alles gleichzeitig machen wollen… und denn die Labertasche von Notarzt sich überlegt, ob sie nun Antiarhythmika anfasst oder nicht, dann kanns passieren, daß die aufgezogen sind, obwohl es nur eine Überlegung war…

Nuja. Langer Rede, kurzer Sinn:

Bauchgefühl nicht ignorieren. Besser ist das.

 

 

 

14. April 2016 Posted by | Notarzt, Notfall | , , | Hinterlasse einen Kommentar

Schnittstellen des Rettungsdienstes

Ich habe mich ja an einer Stelle schon mal über die eine Schnittstelle ausgelassen. Wo der Rettungsdienst der „Empfänger“ ist: Der Empfänger des Patienten. Gut, da fühlte sich gleich einer auf den Schlips getreten. So im Nachhinein würde ich mal sagen: Trocknertheorie.

Egal. Das ist natürlich nicht die einzige „Eingangsschnittstelle“ für den Rettungsdienst und den Notarzt. Gibt ja noch mehr abstruse Geschichten, wo wir so unsere Patienten herbekommen. Dazu an andere Stelle vielleicht mehr.

Aber so sehr wir uns auch um unsere Patienten kümmern, wir behalten sie ja nicht ewig. Wenn wir sie nicht gerade zu Hause lassen (Klassiker: Hypoglykämie bei bekanntem insulinpflichtigem Diabetes mellitus), landen sie fast immer im Krankenhaus.

Und da sind wir dann bei der nächsten Schnittstelle: Der Notaufnahme. Jedenfalls meistens.

Normalerweise läuft da recht gut. Mit den üblichen Haken und Ösen. Denn oft ist erstmal kein ärztlicher Kollege da und muß erst gerufen werden. Macht ja nix, ist ja ok so, vor Allem nachts. Dann gibts einen kurzen Abriß für die diensthabenden Schwestern und Pfleger. Die sollten meiner Meinung nach ja auch wissen, was ich denen da vor die Tür lege…

Am Tage sind öfters auch Ärzte in den Ambulanzen. Wie gesagt: Das soll keine Kritik sein. In den meisten kleinen Häusern ist ja nicht ein Arzt permanent in der Ambulanz, sondern hat im Haus auch noch anderes zu tun.

Dann ist das Problem allerdings, den Richtigen zu finden. Bei glasklaren Fällen ist das kein Thema… aber es passiert mir auch immer mal wieder, daß ich mein Sprüchlein beginne aufzusagen und dann aber zum Chirurgen weiter verwiesen werden. Oder zum Neurologen. Oder welche Fachrichtung auch immer. Was lustigerweise auch wechselt, je nach Tageszeit. In manchen Häusern gibt es am Tage einen Neurologen (für die TIAs, Schlaganfälle und Konsortien), nachts machen das aber die Internisten mit. Und wenn man nicht immer die genaue Uhrzeit auf dem Schirm hat und auch nicht so genau die Wechselzeiten kennt, kann es schon mal passieren, daß man sein Gedicht dem Falschen aufsagt.

Je nachdem, was denn der Patient hat, macht es trotz der verschiedenen Systeme durchaus Sinn zusätzlich auch selbst noch mal einfach dort anzurufen. Schlicht um das „Stille-Post“-Phänomen zu minimieren: Ich sags dem Rettungsassistenten (-Sanitäter, bzw. Notfallsanitäter), der sagts der Leitstelle, die sagts dann der Pflegekraft, die in der Ambulanz gerade ans Telefon geht („Schülerin Bettina, Ambulanz Krankenhaus Trallala, guten Abend“), die sagts dann irgendjemand in der Ambulanz, die sagts dem Arzt… was dazwischen aus Diagnosen alles werden kann, ist wirklich witzig.

Oh, wieder keine Kritik gemeint. Aber was durch soviel Köpfe durchgeht, verändert sich einfach.

Wenn ich also den für Blinde sichtbaren Hebungsinfarkt habe (also nicht ich sondern der Patient), macht es Sinn, mindestens noch mal selbst in der Ambulanz oder noch besser, gleich im Herzkatheder anzurufen („Glüht die Kiste schon mal vor“). Oder beim Apoplex im Zeitfenster gleich den Neurologen zu nerven.

Wenn ich in der Ambulanz bestimmte Dinge brauche, macht es auch Sinn, das direkt zu machen.

Wenn ich also einen instabilen Patienten auf der Trage habe, dann ists meiner Erfahrung nach keine blöde Idee, selber anzurufen und den/einen Schockraum klar zu machen. Sonst kann es passieren, daß man da steht und mit dem Patienten nirgends hin kann.

Selbst wenn es ein lustiges System gibt, daß diese Information auf einen Bildschirm projiziert.

Den meiner Erfahrung nach ohnehin oftmals keiner beachtet. Egal, was man anmeldet. Manchmal  ist dieser Bildschirm auch so in einer Ecke untergebracht, daß man – selbst wenn man vom Personal her darauf achten würde – ihn gar nicht im Blick hat.

 

Aber da ist jetzt das Problem: Denn manchmal geht das nicht. Manchmal kann man nicht anrufen.

Der Motorradfahrer, der zwei Straßen vom Krankenhaus entfernt in ein Auto kracht.

Wenn man entsprechend ITLS/ATLS handelt (Kurzfassung: Mach hinne! Draussen nur, was absolut notwendig ist – Stichwort: Lebensrettende Sofortmaßnahmen – alles andere später. Da fällt der venöse Zugang schon unter „geht auf der Fahrt“), dann ist man am Unfallort schnell wieder weg und drei Minuten später auch schon in der Ambulanz. Und – wie das immer so ist – hat die orientierende Grobuntersuchung beim Einfahren in die Fahrzeughalle gerade mal so eben fertig.

Natürlich wäre es wünschenswert, irgendwo die Zeit zu finden, doch mal der Ambulanz Bescheid zu geben.

Dummerweise ist dieses System Notarzt->Rettungsassistent->Leitstelle->Monitor in der Ambulanz langsamer als die drei Minuten Anfahrt. (Fakt: Fünf Minuten nach Ankunft in der Notaufnahme kam die Meldung auf dem Monitor…)

Mit dem Resultat, daß man da steht, erstmal Hektik ausbricht weil ich frecherweise einen Schockraum will, der aber belegt ist und das Gefühl hat, dem diensthabenden Chirurgen erstmal zu erklären, was eigentlich Sache ist. Wenn man dann noch an einen von der Sorte gerät hat man Spaß.

Wenn man dann noch von irgendeiner Seite den Kommentar bekommt „nächstes Mal anrufen“ möchte man sich eine Tischplatte suchen, in die man beissen kann.

Ich sehe das Problem.

Und bin dann wieder bei meiner Philosophie, daß der Praktikant an Allem Schuld ist.

Irgendeinen Praktikanten gibts immer. Und der kann eh nix dafür, aber die Schuldfrage ist geklärt.

Und man kann sich um die Lösung des Problems kümmern.

Fünf Mal sagen „ihr habt nicht angerufen“ ist kontraproduktiv, verschwendete Zeit und löst in keinster Weise das Problem: Nämlich den Traumapatienten durch die Diagnostikmühle zu drehen und entsprechend zu handeln.

 

 

Um das klarzustellen: Wenn ich die Zeit habe, rufe ich auch an.

Und um das auch zu sagen: Die betroffene Ambulanz hat dann schon geschaltet. Ziemlich schnell war das entsprechende Schockraumteam da. Zeitverlust war gefühlt keiner.

Und gerade in so einem Fall, wo ich bestenfalls vor der Notaufnahme eine Minute hätte warten können um anzurufen, warte ich doch lieber die Minute im Schockraum mit mehr Platz und mehr Personal.

Das soll also keine Kritik an dieser Notaufnahme sein. Denn die war – wenn man mal vom mehrfachen „warum hast du nicht angerufen“ absieht – schnell und kompetent.

 

 

P.S.: Wen es interessiert: Der Moppedfahrer hatte Dusel. Nicht unverletzt, aber auch nichts Dramatisches.

 

 

 

12. April 2016 Posted by | Daily Buisness, Klinik, Notarzt | , , , , | Hinterlasse einen Kommentar

Unser feiner Bundestag oder auch „Kurzschlußhandlung“

Wenn man sich mal anschaut, was unser feiner Bundestag da beschlossen hat…

Der Deutsche Bundestag fordert die Bundesregierung auf, im Herbst 2012 unter Berücksichtigung der grundgesetzlich geschützten Rechtsgüter des Kindeswohls, der körperlichen Unversehrtheit, der Religionsfreiheit und des Rechts der Eltern auf Erziehung einen Gesetzentwurf vorzulegen, der sicherstellt, dass eine medizinisch fachgerechte Beschneidung von Jungen ohne unnötige Schmerzen grundsätzlich zulässig ist.

Eigentlich steht alles drin.

Eigentlich ist es selbsterklärend.

Man könnte fast meinen, da wäre ein schlauer Mensch dran gesessen.

Denn genaugenommen läuft das auf ein Verbot einer Beschneidung von Kindern aus religiösen Motiven hinaus.

Denn der Eingriff ist medizinisch nicht notwendig. Und damit ist die einzige Möglichkeit „unnötige Schmerzen“ zu vermeiden, den Eingriff nicht durchzuführen.

Wenn der Eingriff selbst „unnötig“ ist, sind auch alle Schmerzen, die im Rahmen des Eingriffes entstehen „unnötig“.

„Grundsätzlich zulässig“ ist eine Beschneidung natürlich. Lediglich der Grund steht in Frage. Und in Frage steht, ob Eltern rechtswirksam darin einwilligen können im Namen des Kindes, wenn keine medizinische Indikation vorliegt.

 

Und was ist mit den Rechtsgütern?

Die aufgezählten sind allesamt Argumente gegen eine religiös motivierte Beschneidung.

Kindeswohl und körperliche Unversehrtheit erklären sich von selbst.

Die Religionsfreiheit (Art.4 GG) findet darin auch ihre Grenze und die Religionsfreiheit ist auch das Recht des Kindes. So oder so, sie ist nicht betroffen.

Das Recht der Eltern auf Erziehung (Art.6 GG)? Noch nicht mal das. Da gibts andere Gesetze, die das klarstellen.

Zum Beispiel §1631c BGB: „Die Eltern können nicht in eine Sterilisation des Kindes einwilligen. Auch das Kind selbst kann nicht in die Sterilisation einwilligen. § 1909 findet keine Anwendung.

Da zeigt sich, daß die Eltern nicht in Alles rechtswirksam einwilligen können.

Alle aufgezählten Rechtsgüter sprechen gegen eine gesetzliche Erlaubnis und begründen tatsächlich ein Verbot. Würde ja sich ja zum Beispiel als §1631d BGB gut machen. Es wäre auch derselbe Tenor und derselbe Kontext.

Aber da gibts noch mehr.

Die UN-Kinderrechtskonvention, Artikel 19 (1): „Die Vertragsstaaten treffen alle geeigneten Gesetzgebungs-, Verwaltungs-, Sozial- und Bildungsmaßnahmen, um das Kind vor jeder Form körperlicher oder geistiger Gewaltanwendung, Schadenzufügung oder Misshandlung, vor Verwahrlosung oder Vernachlässigung, vor schlechter Behandlung oder Ausbeutung einschließlich des sexuellen Missbrauchs zu schützen, solange es sich in der Obhut der Eltern oder eines Elternteils, eines Vormunds oder anderen gesetzlichen Vertreters oder einer anderen Person befindet, die das Kind betreut.

Artikel 24 (3): „Die Vertragsstaaten treffen alle wirksamen und geeigneten Maßnahmen, um überlieferte Bräuche, die für die Gesundheit der Kinder schädlich sind, abzuschaffen.

Hat Deutschland unterschrieben und ratifiziert.

Auf welcher Grundlage also nun dieser Antrag des Bundestages? Mit welcher Begründung?

Mit der Religion? Steht es wirklich in Frage, ob  es erlaubt ist, aus religiösen oder ideologischen Gründen in das in Artikel zwei des Grundgesetzes garantierte Recht auf körperliche Unversehrtheit einzugreifen?

Oder ist es Angst? Angst vor der „Nazikeule„? Es hat ja nicht lange gedauert, da wurde sie geschwungen. Der Vorsitzende de Zentralrats der Juden Dieter Graumann sagte auch recht schnell „Das Urteil macht jüdisches Leben in unmöglich.“ und schwang die Keule weiter: „gerade in Deutschland“.

Aber Herr Graumann bekleckert sich bei dem Interview ohnehin nicht mit Ruhm. Als einzigen positiven Punkt kann man seinen ruhigen Ton sehen, der seit dem Urteil eher selten geworden ist.

 

Und wie stellt sich der deutsche Bundestag ein solches Gesetz überhaupt vor?

Bundesfamilienministerin Kristina Schröder will zwar eine gesetzliche Regelung, aber nur, wenn die weibliche Genitalverstümmelung rechtssicher ausgeschlossen werden kann.

Das ist sehr zu begrüßen, aber es kann gut sein, daß das gar nicht möglich ist.

Eine Unterscheidung eines Eingriffs in das Recht auf körperliche Unversehrtheit nach Geschlecht oder Religion verbietet sich durch Art.3 GG und die darin festgeschriebene Gleichberechtigung.

Für mich als juristischen Laien sieht es also so aus, daß ich entweder beides erlauben kann oder beides verbieten.

(Wobei hier die „milde“ Form der Beschneidung von Mädchen gemeint ist, bei der – vergleichbar mit dem Entfernen der Vorhaut am Penis – die Vorhaut der Klitoris entfernt wird.)

Dazu muß man auch sagen, daß die Beschneidung von Mädchen in Deutschland nicht namentlich verboten ist, aber als strafbar nach §224 STGB (Gefährliche Körperverletzung) angesehen wird.

(§224 STGB wird im Urteil des Landgerichts Köln übrigens in diesem Fall verneint. „Das Skalpell ist kein gefährliches Werkzeug im Sinne der Bestimmung, wenn es – wie hier – durch einen Arzt bestimmungsgemäß verwendet wird„)

 

Unsere Bundeskanzlerin soll gesagt haben: „Ich will nicht, dass Deutschland das einzige Land auf der Welt ist, in dem Juden nicht ihre Riten ausüben können. Wir machen uns ja sonst zur Komiker-Nation.

Tun wir das? Machen wir uns zu einer „Komiker-Nation“?

Die grundsätzliche Problematik der religiös motivierten Beschneidung an nicht einwilligungsfähigen Jungen ist weder neu noch auf Deutschland begrenzt, auch wenn Frau Merkel das zu glauben scheint.

Natürlich will kein Land den „Schwarzen Peter“ haben. Es war nur eine Frage der Zeit bis irgendwo in einem Rechtsstaat die Frage vor einem Gericht landet.

Die Frage ist ernst. Und nicht komisch. Zu ernst für einen Schnellschuß. Und gestellt werden muß sie. Und beantwortet werden. So gut wie möglich und so durchdacht wie möglich.

Es steht viel auf dem Spiel.

 

Nachtrag: Die Frage war tatsächlich schon mal vor einem Gericht. Und nicht irgendwo, sondern in Israel.

1998 hat die israelische „Vereinigung gegen Genitalverstümmelung“ eine Petition beim Obersten Gerichtshof in Jerusalem eingereicht. Das Gericht sollte Beschneidung als „kriminellen und barbarischen Akt“ verurteilen. Sie scheiterte. Der oberste Richter meinte damals: Israel könne nicht das einzige Land sein, das dieses Ritual verbietet.

Kommt uns dieses Argument irgendwoher bekannt vor?

9. August 2012 Posted by | Politik | , , , | 5 Kommentare

Allerlei

In letzter Zeit hat sich der Golf November schwer zurückgehalten. Wirklich. Seit Monaten eigentlich schon. Schnell auf Holz klopfen, das kann so bleiben.

Den „Internistischen“ gings nicht so schlecht, die „Chirurgischen“ hatten zum Teil unglaublichen Dusel (unglaublich ist gar kein Ausdruck!) und die „Pädiatrischen“ hatten im Effekt alle nichts. Wie gesagt, das kann so bleiben.

Es gab ein paar lustige Erlebnisse, ein paar traurige, aber alle nicht so, daß sie den Schlaf rauben. So kanns bleiben…

Tja, was gibt es sonst Neues? Nicht viel. Wenn man es so genau betrachtet, eigentlich nichts. Das Blaulicht ist immer noch blau, ein Narkosegerät macht immer noch Narkose, die Schuhe haben immer noch Stahlkappen.

Oh, naja. Ein neuer Computer ziert meinen Schreibtisch, aber das dürfte ja nun wirklich eher von minderem Interesse sein, ausser für mich.

Ansonsten ist es Winter. Und der hatte eine kalte Woche, die ich am Ende der Welt verbracht habe. Oder wenns nicht das Ende der Welt war, dann konnte man das von da aber ziemlich gut sehen.

Sogar im Fernsehen war der Holzhammer mal zu sehen. Gut, der Name war falsch und der Beruf auch, aber immerhin habe ich mich dabei nicht völlig blamiert. Wer also aufmerksam die Nachrichten verfolgt hat, weiß nun etwas mehr über mich. Nicht viel mehr. Nur ein bißchen. Wenn ich das geahnt hätte, hätte ich mich auch vorher rasiert…

Soweit erstmal wieder für eine kurze Rückmeldung. Nur, damit niemand denkt, mich gibts nicht mehr…

15. Februar 2012 Posted by | Allerlei | , , | 3 Kommentare

Sie ist wieder da!

Dann reihe ich mich auch mal ein in die Reihe der Willkommenheisser!

Die Heldin in Chaos ist wieder da!

Woran der damalige Abschied lag, bleibt wohl ein Geheimnis (oder in den bis jetzt ungelesenen Kommentaren versteckt.

Jedenfalls ist Josephine wieder da und das ist gut so! Frei nach Wowereit,

Und weil ich selber in letzter Zeit (…ööööhmmmm…) mehr als schreibfaul war, ist das vielleicht auch der Ansporn für mich, wieder mehr zu schreiben.

Welcome back!

15. Februar 2012 Posted by | Allerlei | | Hinterlasse einen Kommentar

Golf November V

Es ist der Job. Es gehört dazu.

Aber den Golf November muß man nicht allzu oft haben. Da vergeht einem die Lust.

Wir haben nie herausgefunden, was da jetzt war.

Einsatz. Mittags. Der Nachmittagsschlaf.

Nichts bringt dich schneller aus den Federn als die Meldung „Kind“.

Fuck.

Rein ins Auto, ab der Fisch. Es wundert mich jedesmal, daß die Kiste ein paar km/h mehr macht, wenn sowas auf dem Piepser steht.

Die Meldung ist etwas undurchsichtig. Irgendwas mit „Kind“ und „Roller“.

Schneller, Mann!

Man ist es ja gewohnt. Man weiß es. Schneller geht es nicht. Und irgendwo auch die stille Hoffnung:

So schlimm wirds nicht sein…

Einsatzort, Ankunft. First-Responder vor Ort. RTW auch da.

Straße. Blöd zu finden. Viele Leute und Schaulustige. Alle jung.

Was ist hier los?

Ein junges Mädel, vielleicht 15. Bewußtlos. Im Augenwinkel ein Roller. Nicht wirklich wahrgenommen.

Der First-Responder im Stakatostil die Fakten: Rollerunfall, das Mädel angefahren. Erst bewußtlos, dann wach, dann wieder bewußtlos.

Atmen tut sie.

Ich sehe dem Mädchen in die Augen und mir wird schlecht.

Weite Puppillen schauen mich an.

Reize werden mit Strecken der Arme und Beine beantwortet.

FUCK

„DU! Nakose vorbereiten. Trapanal, Succi, Fenta! DU! Hubschrauber bestellen! JETZT!“

Hat der First Responder schon getan. Möchte ihn küssen.

Hat noch keinen Zugang, ging alles zu schnell. Ich lege einen, Kanonenrohr in eine Ellenbeuge.

Ich weiß nicht warum, aber wenns um die Wurst geht, klappts ohne Firlefanz.

Trage ist bereit, Stiffneck hat sie. Rauf auf die Trage und in gefühlten drei Sekunden sind wir im Rettungswagen.

Dort folgen quälend lange Sekunden. Trapanal ist eine Trockensubstanz, die erst aufgelöst werden muß.

Ein RA reicht mir eine Spritze. „Fenta!“ sagt er knapp.

Rein damit. Hälfte reicht erstmal.

„Succi!“

Wo bleibt das verdammte Trapanal?

„Trapanal!“

Rein! Succi hinterher! Scheiss auf Präkurarisieren.

Wir hören den Hubschrauber. Landet drei Straßen weiter.

Tubus sitzt. Blocken.

Fahr los.

Puls ok. Schnell. Nicht langsam.

Immerhin

Druck passt.

Pupillen? Nicht besser. Weit. Hirndruck. Und den knackig.

Da blutet was ins Hirn. Arteriell. Epidural? Wahrscheinlich.

Schnelle Übergabe an den Fliegenden Notarzt. Zügig, knapp.

„Rollerunfall. SHT, Pupillen weit, initial bewußtlos, dann wach, dann wieder bewußtlos, bei Eintreffen Strecksynergismen“

Schnell und zielsicher wird die Überwachung umgekabelt. Rein in den Hubschrauber.

Die First Responder sichern die Umgebung, der Hubschrauber hebt ab.

Wie zum Geier ist der überhaupt auf dem winzigen Platz gelandet?

Ich schaffe es gerade noch, mich bei den RAs zu bedanken, ohne das mir die Stimme bricht.

„Guter Einsatz“.“

Gut? Es lief gut. Perfekt, eigentlich. Aber das freut mich nicht.

Setze mich ins NEF.

Sprich mich nicht an, wenn du keinen erwachsenen Mann weinen sehen willst.

Wir fahren zurück.

Status Eins.

Nicht wirklich. Aber es gibt keine Anschlußfahrt.

Besser ist das.

Bis wir zurück beim Standort sind, kann ich wenigstens die Frage ohne brechende Stimme beantworten warum ich so geknickt aussehe.

Bis heute habe ich nicht nachgeforscht, was aus dem Mädchen geworden ist.

Ich habe Angst, daß ich die Antwort nicht hören will.

24. Oktober 2011 Posted by | Daily Buisness, Golf November, Notarzt | , , , | 4 Kommentare

Noch so was: Der Sellick-Handgriff

Noch so eine Sache, die in allen Lehrbüchern steht, immer beigebracht wird, die aber nie hinterfragt wird.

Der Sellick-Handgriff oder auch Krikoiddruck.

Beschrieben 1961 von Brian Arthur Sellick, aber schon 1774 in Großbritannien erwähnt und soll der Verhinderung von Aspirationen bei nicht nüchternen Patienten dienen.

Klingt auch logisch: Mit dem Ringknorpel die Speiseröhre komprimieren und sie so quasi verschliessen.

Aber jetzt kommts: STIMMT das überhaupt?

Tja. Und da muß man sagen: Irgendwie nicht so richtig. Wenn man da mal die Literatur durchforstet findet man ausser Sellicks Idee eigentlich keine harten Daten dazu, keine Studien, nichts.

Steinmann und Priebe haben sich im Anästhesist 2009 damit auseinander gesetzt.

Jeder der schon mal unter Krikoiddruck intubiert hat weiß, daß es damit deutlich schwerer wird. Der Kehlkopf wird verschoben (was man sich ja beim BURP-Manöver auch zu Nutze machen kann), oft auch noch zusammengedrückt und die Intubation (die ja in den Fällen, i.e. bei nicht nüchternem Patienten schnell gehen soll) damit erschwert. Zusätzlich sind auch Kehlkopfschäden möglich durch den komprimierten Kehlkopf. Auch das logisch: Wenn ich die Stimmbänder (die ich ja eigentlich relaxiert und offen habe) wieder zusammendrücke und den Tubus dazwischen durch friemeln muß, wird das den empfindlichen Stimmbändern nicht gefallen.

Die europäischen Richtlinien zur Reanimation von 2005 erwähnen ihn nur noch nebenher und empfahlen ein Loslassen nachdem der Tubus ist, wo er hingehört.

Im Fazit muß man also wohl sagen, daß bei einem völligen Mangel an Belegen für einen Nutzen aber eindeutigen negativen Punkten der Sellick-Handgriff – so logisch er schien – wohl in die Kategorie „Sagen unserer Zeit“ gehört und damit wohl nicht mehr angewendet werden sollte (Alle anderen Maßnahmen für eine RSI oder Ileus-Einleitung – Absaugung, Oberkörperhochlage etc. – bleiben unbenommen).

Anders natürlich das oben erwähnte BURP-Manöver, daß einem ganz anderen Zweck dient (nämlich Erleichterung einer schwierigen Intubation).

Wie man sieht, nicht alles, was wir so machen in der Medizin und im Rettungsdienst ist in Stein gemeißelt und da die moderne Medizin als jüngste der Wissenschaften immer im Wandel ist kommt man nicht darum herum auf dem laufenden zu bleiben und früher oder später alles zu hinterfragen.

(Quelle)

23. Oktober 2011 Posted by | Daily Buisness, Notarzt | , , , , | 1 Kommentar

Kauderwelsch

Ich weiß nicht, was heute los ist. Vielleicht schaue ich momentan auch einfach zu genau hin.

Nachdem mir der Uhl dieses Wochenende genug Übelheit verursacht hat, kommt nun der nächste Spezialist für Nausea daher.

Und wer könnte das sein, wenn nicht der gute alte Herr Kauder. Der Siegfried.

Kennen tun wir den ja nun schon länger.

Anläßlich der Anhörung zu den umstrittenen Stoppschildern der Frau von den Laien von der Leyen, als er fragte, ob denn die Petitionsführerin versucht habe mit Politikern zu reden outete er sich schon als quasi merkbefreit.

Aber damit nicht genug. Immer mal wieder tritt Siegfried Kauder mit doch recht abstrusen Ideen an die Öffentlichkeit.

Zuletzt in der Wikileaksdebatte:

Die Pressefreiheit ist ein hohes Gut, aber auch für sie gibt es Grenzen.

 

Und jetzt? Was liest man da in der SZ?

Was mich auch sehr stört ist, dass es möglich ist, im Internet anonym zu publizieren. Das muss aufhören. Das geht nicht.

Der Satz offenbart zunächst mal, daß Herr Kauder (der Siegfried. Sein Bruder Volker dürfte wegen ihm schon Magengeschwüre haben. Ich hätte jedenfalls welche bei so einem Bruder) vom Internet so viel Ahnung hat wie ein Fahrrad vom Eierlegen.

Erstens, weil das mit der „Anonymität“ im Netz gar nicht mal so einfach ist. Und meistens auch nicht der Fall. Zweitens weil kommerzielle Seiten auch eine Impressumpflicht haben. Und drittens, weil Herr Kauder gar nicht weiß, was er da fordert.

Es ist ein besonderes Schmankerl, daß die Süddeutsche direkt in den Vorschlägen zu ähnlichen Artikeln etwas bringt, was genau belegt, warum das dämlich ist.

Vor ein paar Jahren war die „Realnamendebatte“ im Usenet noch in vollem Gange, speziell im deutschen Teil davon. Es wurde unter anderem vehement bestritten, daß Personaler und andere Arbeitgeber nach möglichen Angestellten im Netz suchen. Tja. Aber genau das tut jeder Zweite davon.

Das müßen ja nicht mal irgendwelchen anrüchigen Dinge sein. Bilder von einer Party dürften dem „normalen“ Personaler ziemlich egal sein.

Anders sieht es aus, wenn es um persönliche Einstellungen, politische Überzeugungen oder sexuelle Vorlieben geht. Es ist natürlich ausgesprochen knifflig, eine Benachteiligung auf dieser Basis nachzuweisen, denn kein Personaler wird so dumm sein offen zu sagen, daß er den Bewerber abgelehnt hat, weil er beispielsweise mit einer bestimmten Partei sympathisiert. Oder wegen mir Swingerclubs frequentiert.

Der übrig bleibende Weg ist also, Derartiges gar nicht erst mit dem richtigen Namen in Verbindung bringen zu lassen. Oder wenn, dann nur sehr bewußt.

Das führt dann aber zwangsläufig dazu, daß Manches gar nicht erst geschrieben wird.

Und zwar nicht nur irgendwelche Tiraden und Rants, sondern auch politische Meinungen und Einstellungen. Weil immer im Hinterkopf schwebt, daß eben das ja mal irgendeinem potentiellen Arbeitgeber nicht schmecken könnte.

Herr Kauder will also die Blogosphäre effektiv abschaffen.

Nunja, wir wissen ja, daß Herr Kauder das Grundgesetz nicht so wirklich verstanden haben kann. Art.5 jedenfalls hat er nicht verstanden, wie mir scheint.

 

Ehrlich, ich weiß nicht wo die Parteien mit dem „C“ im Namen solche Leute immer wieder auftreiben.

22. Oktober 2011 Posted by | Politik | , , , , | 4 Kommentare

Jetzt wirds peinlich….

Ja, ich weiß, schon wieder Politik.

Danke, mir ist auch schon selber schlecht.

Und zwar wieder mal der Herr Uhl.

Hat er doch die letzten Tage schon mehrfach Blobposts von mir getriggert([1], [2]), entblödet er sich nicht, immer noch einen nachzuschieben. Also entweder er oder seine Pressestelle. Ich kann mir eigentlich nicht vorstellen, daß der Mann selbst bei Abgeordnetenwatch antwortet.

Zur Erinnerung: Es geht darum, daß es eine deutliche Diskrepanz zwischen dem gibt, was der Herr Uhl tatsächlich gesagt hat und dem, was dann im Protokoll steht.

Die erste Antwort dazu bei Abgeordentenwatch war noch so ungefähr nachvollziehbar, wenn auch falsch.

…der von Ihnen zitierte Satz ergibt so natürlich keinen Sinn. Ich bedaure den sprachlichen Missgriff; in freier Rede kann so etwas passieren.

Richtig ist, daß in freier Rede so etwas passieren kann. Falsch ist, daß der Satz keinen Sinn ergibt. Das tut er nämlich durchaus. Freud’scher Versprecher, anyone?

So, und nun? Nun beantwortet er die Frage, warum denn im Protokoll was ganz anderes steht, als das, was er nun mal gesagt hat. Und wie windet er sich da heraus?

…das Protokoll wurde vom stenographischen Dienst des Deutschen Bundestages autonom, also ohne jede Beeinflussung meinerseits, so erstellt.

Oh. Ach so. Der Uhl wars gar nicht. Der stenografische Dienst hats verbockt. Aaaah ja.

Übrigens, der Mond ist aus Käse und die Erde eine Scheibe. Und überhaupt dreht sich das ganze Universum um die CSU die Erde.

Und es geht weiter:

Der stenographische Dienst schreibt das gesprochene Wort ins Reine und nimmt dazu ggf. Änderungen vor, die der Aussage sprachlich gerecht werden, insbesondere bei Schachtelsätzen. Das Protokoll dient der Übertragung des gesprochenen Worts in eine lesbare und die Intention des Redners treffende Textversion. Dies ist eine sinnvolle Ergänzung des Bild- und Tonmitschnitts.

Es mag ja durchaus sein, daß das Gesagte mit der Intention des Sprechers nicht so wirklich übereinstimmt. Das kann hier ja sogar der Fall gewesen sein.

Aber mal ehrlich: Glaubt Irgendjemand, daß der stenografische Dienst von sich aus einfach mal so die Rede des Herrn Uhl umschreibt?

Die Änderung ist nicht eben klein. Der Sinn des Gesagten – ob es nun mit Herrn Uhls Intention übereinstimmt oder nicht sei mal dahingestellt – wurde massiv verändert.

Was ist wahrscheinlicher: Daß ein Stenograph so schlecht in seinem Job ist, daß er das gesprochene Wort einfach mal so drastisch verändert oder das Herr Uhl (oder sein Pressemensch) da selbst Hand angelegt hat?

Und jetzt – wie in der CSU wohl so üblich – erstmal alles leugnet und dann jemand anders die Schuld zuschiebt?

Ich wäre jedenfalls mal sehr gespannt, ob der stenografische Dienst auch was dazu sagt.

22. Oktober 2011 Posted by | Allerlei, Politik | , , , | Hinterlasse einen Kommentar