Hammer oder Spritze?

Der alltägliche Wahnsinn

Kauderwelsch

Ich weiß nicht, was heute los ist. Vielleicht schaue ich momentan auch einfach zu genau hin.

Nachdem mir der Uhl dieses Wochenende genug Übelheit verursacht hat, kommt nun der nächste Spezialist für Nausea daher.

Und wer könnte das sein, wenn nicht der gute alte Herr Kauder. Der Siegfried.

Kennen tun wir den ja nun schon länger.

Anläßlich der Anhörung zu den umstrittenen Stoppschildern der Frau von den Laien von der Leyen, als er fragte, ob denn die Petitionsführerin versucht habe mit Politikern zu reden outete er sich schon als quasi merkbefreit.

Aber damit nicht genug. Immer mal wieder tritt Siegfried Kauder mit doch recht abstrusen Ideen an die Öffentlichkeit.

Zuletzt in der Wikileaksdebatte:

Die Pressefreiheit ist ein hohes Gut, aber auch für sie gibt es Grenzen.

 

Und jetzt? Was liest man da in der SZ?

Was mich auch sehr stört ist, dass es möglich ist, im Internet anonym zu publizieren. Das muss aufhören. Das geht nicht.

Der Satz offenbart zunächst mal, daß Herr Kauder (der Siegfried. Sein Bruder Volker dürfte wegen ihm schon Magengeschwüre haben. Ich hätte jedenfalls welche bei so einem Bruder) vom Internet so viel Ahnung hat wie ein Fahrrad vom Eierlegen.

Erstens, weil das mit der „Anonymität“ im Netz gar nicht mal so einfach ist. Und meistens auch nicht der Fall. Zweitens weil kommerzielle Seiten auch eine Impressumpflicht haben. Und drittens, weil Herr Kauder gar nicht weiß, was er da fordert.

Es ist ein besonderes Schmankerl, daß die Süddeutsche direkt in den Vorschlägen zu ähnlichen Artikeln etwas bringt, was genau belegt, warum das dämlich ist.

Vor ein paar Jahren war die „Realnamendebatte“ im Usenet noch in vollem Gange, speziell im deutschen Teil davon. Es wurde unter anderem vehement bestritten, daß Personaler und andere Arbeitgeber nach möglichen Angestellten im Netz suchen. Tja. Aber genau das tut jeder Zweite davon.

Das müßen ja nicht mal irgendwelchen anrüchigen Dinge sein. Bilder von einer Party dürften dem „normalen“ Personaler ziemlich egal sein.

Anders sieht es aus, wenn es um persönliche Einstellungen, politische Überzeugungen oder sexuelle Vorlieben geht. Es ist natürlich ausgesprochen knifflig, eine Benachteiligung auf dieser Basis nachzuweisen, denn kein Personaler wird so dumm sein offen zu sagen, daß er den Bewerber abgelehnt hat, weil er beispielsweise mit einer bestimmten Partei sympathisiert. Oder wegen mir Swingerclubs frequentiert.

Der übrig bleibende Weg ist also, Derartiges gar nicht erst mit dem richtigen Namen in Verbindung bringen zu lassen. Oder wenn, dann nur sehr bewußt.

Das führt dann aber zwangsläufig dazu, daß Manches gar nicht erst geschrieben wird.

Und zwar nicht nur irgendwelche Tiraden und Rants, sondern auch politische Meinungen und Einstellungen. Weil immer im Hinterkopf schwebt, daß eben das ja mal irgendeinem potentiellen Arbeitgeber nicht schmecken könnte.

Herr Kauder will also die Blogosphäre effektiv abschaffen.

Nunja, wir wissen ja, daß Herr Kauder das Grundgesetz nicht so wirklich verstanden haben kann. Art.5 jedenfalls hat er nicht verstanden, wie mir scheint.

 

Ehrlich, ich weiß nicht wo die Parteien mit dem „C“ im Namen solche Leute immer wieder auftreiben.

22. Oktober 2011 Posted by | Politik | , , , , | 4 Kommentare

Jetzt wirds peinlich….

Ja, ich weiß, schon wieder Politik.

Danke, mir ist auch schon selber schlecht.

Und zwar wieder mal der Herr Uhl.

Hat er doch die letzten Tage schon mehrfach Blobposts von mir getriggert([1], [2]), entblödet er sich nicht, immer noch einen nachzuschieben. Also entweder er oder seine Pressestelle. Ich kann mir eigentlich nicht vorstellen, daß der Mann selbst bei Abgeordnetenwatch antwortet.

Zur Erinnerung: Es geht darum, daß es eine deutliche Diskrepanz zwischen dem gibt, was der Herr Uhl tatsächlich gesagt hat und dem, was dann im Protokoll steht.

Die erste Antwort dazu bei Abgeordentenwatch war noch so ungefähr nachvollziehbar, wenn auch falsch.

…der von Ihnen zitierte Satz ergibt so natürlich keinen Sinn. Ich bedaure den sprachlichen Missgriff; in freier Rede kann so etwas passieren.

Richtig ist, daß in freier Rede so etwas passieren kann. Falsch ist, daß der Satz keinen Sinn ergibt. Das tut er nämlich durchaus. Freud’scher Versprecher, anyone?

So, und nun? Nun beantwortet er die Frage, warum denn im Protokoll was ganz anderes steht, als das, was er nun mal gesagt hat. Und wie windet er sich da heraus?

…das Protokoll wurde vom stenographischen Dienst des Deutschen Bundestages autonom, also ohne jede Beeinflussung meinerseits, so erstellt.

Oh. Ach so. Der Uhl wars gar nicht. Der stenografische Dienst hats verbockt. Aaaah ja.

Übrigens, der Mond ist aus Käse und die Erde eine Scheibe. Und überhaupt dreht sich das ganze Universum um die CSU die Erde.

Und es geht weiter:

Der stenographische Dienst schreibt das gesprochene Wort ins Reine und nimmt dazu ggf. Änderungen vor, die der Aussage sprachlich gerecht werden, insbesondere bei Schachtelsätzen. Das Protokoll dient der Übertragung des gesprochenen Worts in eine lesbare und die Intention des Redners treffende Textversion. Dies ist eine sinnvolle Ergänzung des Bild- und Tonmitschnitts.

Es mag ja durchaus sein, daß das Gesagte mit der Intention des Sprechers nicht so wirklich übereinstimmt. Das kann hier ja sogar der Fall gewesen sein.

Aber mal ehrlich: Glaubt Irgendjemand, daß der stenografische Dienst von sich aus einfach mal so die Rede des Herrn Uhl umschreibt?

Die Änderung ist nicht eben klein. Der Sinn des Gesagten – ob es nun mit Herrn Uhls Intention übereinstimmt oder nicht sei mal dahingestellt – wurde massiv verändert.

Was ist wahrscheinlicher: Daß ein Stenograph so schlecht in seinem Job ist, daß er das gesprochene Wort einfach mal so drastisch verändert oder das Herr Uhl (oder sein Pressemensch) da selbst Hand angelegt hat?

Und jetzt – wie in der CSU wohl so üblich – erstmal alles leugnet und dann jemand anders die Schuld zuschiebt?

Ich wäre jedenfalls mal sehr gespannt, ob der stenografische Dienst auch was dazu sagt.

22. Oktober 2011 Posted by | Allerlei, Politik | , , , | Hinterlasse einen Kommentar

Sauerstoff bei Herzinfarkt

Seit ich denken kann und mit dem Job auch nur am Rande etwas zu tun hatte galt die eiserne Regel, daß ein Herzinfarkt Sauerstoff bekommt.

In jeder formalen Ausbildung zu dem Thema wurde mir das so gelehrt. Ob das nun irgendwann mal ein Erste-Hilfe-Kurs war, oder die Zusatzbezeichnung Notfallmedizin. Da wurde „MONA greets all patients“ eingebleut.

Aber wie das oft so ist: Was logisch klingt, ist noch lange nicht auch richtig. Physiologisch in erster Näherung macht das ja auch Sinn: Zuwenig Sauerstoff am Herz, also mehr Sauerstoff anbieten.

Seit ein paar Monaten geistert die Geschichte herum, daß das womöglich gar nicht so stimmt. Denn wie bei anderen Dingen ist das erstmal nur eine Idee. Die sinnvoll klingt. Und dann auch kaum noch hinterfragt wird.

Mitte 2010 hat eine spanische Gruppe sich mal angesehen, wie denn die Datenlage da so aussieht. Metanalyse nennt sich das: Man nimmt die Studien dazu und führt sie zusammen.

Heraus kam, daß es nur drei davon gibt, die wirklich was taugen. 387 Patienten, die zufällig entweder Sauerstoff oder Raumluft bekamen. Resultat: Mit Sauerstoff mehr Tote.

Klingt erstmal erschreckend. Sofort Sauerstoff verbieten!

Nur ist es leider so einfach dann doch nicht. Denn 387 Patienten sind nicht viele, das Ergebnis alles andere als deutlich. Vor allem, wenn man bedenkt, daß in der gesamten Gruppe gerade mal 14 Menschen starben.

Statistisch heißt das nichts. Allerdings in beide Richtungen. Weder, daß Sauerstoff beim akuten Myokardinfarkt einen positiven noch, daß es einen negativen Effekt hat.

Halten wir also erstmal fest: Wir wissen nicht, ob die Idee mit dem Sauerstoff wirklich etwas bringt, ob der angebotene Sauerstoff auch wirklich am Myokard ankommt. Wir wissen auch nicht, ob es schadet.

Wir wissen aber auch, daß eine Hyperoxie negative Folgen haben kann. Aber wir wissen nicht, ob sich das so problemlos auf einen akuten Myokardinfarkt anwenden läßt.

Die Europäische Gesellschaft für Kardiologie empfiehlt momentan, bei Patienten ohne Hypoxiezeichen (wobei eine konkrete SaO2-Sättigung nicht angegeben wird) auf Sauerstoffgabe zu verzichten, bis entsprechende Studien in größerem Rahmen eine wirklich neue Richtlinie erlauben.

Eine Richtlinie die die Ergebnisse (die wenigen, die da sind) berücksichtigt, wird für 2012 erwartet.

Ich persönlich halte es in der Praxis mittlerweile so, daß ich oberhalb einer peripheren Sauerstoffsättigung von 97% keinen Sauerstoff anbiete, unterhalb aber wie gewohnt, solange nicht zusätzliche Anzeichen einer Herzinsuffizienz oder einer Atemnot bestehen.

Im Fazit muß man aber sagen, daß auch für diese Vorgehensweise die tatsächlichen Daten nicht da sind. Und egal, wie man es jetzt selbst handhabt, man ein Auge auf neue Erkenntnisse haben sollte.

22. Oktober 2011 Posted by | Daily Buisness, Notarzt | , , , | Hinterlasse einen Kommentar

Quo vadis, Apple?

Ich gebe zu, ich mag die Produkte von Apple. Naja. So halbwegs, wenigstens.

Ich habe einen iPod Classic im Auto, einen iPod Touch zum Daddeln und ein iPhone.

Letzteres ist nicht ganz so praktisch wie gedacht, aber seis drum. Die virtuelle Tastatur ist nicht ganz so schön zu bedienen wie die zwar kleine, aber haptisch vorhandene beim Blackberry.

Aber darum gehts gerade nicht. Die Produkte sind gut, machen Spaß und erfüllen den Zweck.

Aber die dahinterstehende Firma fällt immer mal wieder durch ausgesprochen humorlose Aktionen auf.

Da wird schon mal Koziol wegen eines Eierbechers verklagt.

Und diesmal?

Ein Café. Wegen eines Logos.

Ich habe keine Ahnung, was es in dem Café gibt. Kaffee, nehme ich mal an. Und Äpfel vielleicht.

Der Laden heißt „Apfelkind“. Und hat ein Logo. Ein Apfel darauf und ein Kindergesicht. Plus Schriftzug.

(Bild ist von der Facebookseite des Ladens)

Wegen Verwechslungsgefahr!

Also bitte, Apple. Augen aufmachen! Erstens ist es ein Cafè und keine Computerschmiede, zweitens kann man die Logos aber so GAR nicht verwechseln und drittens könnt ihr doch nicht hergehen und einfach jeden verklagen, weil er einen Apfel im Logo hat.

Die Kiste mit dem „EiPott“ könnte man ja sogar noch verstehen. Verstehen ja, nachvollziehen nein. Das war einfach schlechte Taktik. Wäre ich Apple hätte ich einfach Koziol angehauen und mit denen zusammengearbeitet. Aber gut. Wolltet ihr nicht. Schade. Euer Problem. Und meins, weil ich mir jetzt so einen witzigen Eierbecher nicht kaufen kann.

Aber einen Kaffeeschuppen?

Für mich sieht das nach einem Beißreflex aus. Jeder, der es wagt einen Apfel ins Logo zu nehmen wird einfach mal verklagt. Oder zumindest angegangen. (Bis jetzt ist es wohl nur ein Widerspruch gegen das eingetragene Logo.)

Der Basic Thinking Blog hat da wohl nachgefragt. Und der Aussage der Besitzerin kann ich mich nur anschliessen:

Es kann ja wohl nicht sein, daß Apple jeden angeht, der einen Apfel ins Logo packt.

Römer geht es jetzt um mehr als, als sie sich entschloss, die Medien einzuschalten: “Ich sehe es nicht ein, dass niemand mehr einen Apfel als Logo verwenden darf, nur weil Apple es nicht gefällt.”

UPDATE: Huch… ich weiß zwar nicht, was da los war, aber den Eierbecher gibts wieder!

UPDATE zum Update: Koziol hat beim „EiPott“ zwar verloren, nennt das Ding nun aber „Pott 2.0“. Irgendwie klingt das nach Kindergarten…

22. Oktober 2011 Posted by | Allerlei, Fundstück | , | Hinterlasse einen Kommentar